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Ein Leak bringt offene Zahlen ans Licht: OpenAI, das berühmte KI-Unternehmen hinter ChatGPT & Co., gibt 2025 offenbar mehr Geld für das laufende Inferencing – also die Beantwortung von Nutzeranfragen – aus als es einnimmt. Was bedeutet das für den KI-Markt? Entsteht ein gefährlicher Hype-Bubble oder ist es nur der nötige Preis für digitale Revolution?
Die Fakten: Einnahmen, Partnerschaft und (zu) hohe Ausgaben
Laut den geleakten Finanzdokumenten (Quelle: Techblogger Ed Zitron) und Recherchen von Techportalen sieht die Bilanz so aus:
- Microsoft-Partnerschaft: OpenAI zahlte allein 2024 knapp 494 Mio. US-Dollar an den Windows-Riesen – im laufenden Jahr (bis Q3/2025) stieg der Wert auf 866 Mio. USD. Die Zahl basiert auf einem Revenue-Share-Deal: OpenAI behält 80%, Microsoft erhält 20%. Diese Abmachung ist die Gegenleistung für Microsofts Gesamtinvestition von über 13 Mrd. Dollar.
- Roherlöse: Rückwärtsgerechnet erzielte OpenAI 2024 ca. 2,5 Mrd. USD, 2025 in den ersten drei Quartalen bereits 4,33 Mrd. USD Umsatz im Kerngeschäft (ohne weitere Einnahmenströme oder Spezialdeals).
- Prognose laut Chef Altman: Die Umsätze könnten 2025 weit über 13 Mrd. USD liegen, mittelfristig winkt ein Traumwert von 100 Mrd. USD bis 2027. Bisher sind dies jedoch Prognosen und keine Ist-Zahlen.
Die Schattenseite: Inferencing-Kosten fressen Einnahmen auf
Die crux: OpenAI gibt laut Leak (und TechCrunch) extrem viel für das Processing der KI-Anfragen aus. 2024 waren es etwa 3,8 Mrd. USD, 2025 in nur neun Monaten bereits 8,65 Mrd. USD – mit weiter steigender Tendenz, je stärker die Tools genutzt werden.
Neben dem Inferencing schlagen zusätzliche Ausgaben für KI-Training zu Buche, die jedoch oft über Microsoft-Kredite (Cloud-Nutzung) abgefedert werden und nicht bar bezahlt werden müssen.
Fazit: Die Kosten pro Nutzeranfrage sind angesichts der Anforderungen an Modernität, Rechengeschwindigkeit und Leistungsversprechen bisher noch sehr hoch. Innovation treibt die Ausgaben. Erst bei massenhaften Nutzungen, Preissteigerungen oder technologischem Durchbruch sinken die Kosten pro KI-Anfrage ausreichend – und OpenAI kann profitabel arbeiten.
Warum investiert Microsoft trotzdem so massiv?
Für Microsoft ist OpenAI ein strategischer Baustein: Bing, Azure und viele Geschäftskundenprodukte profitieren vom Know-how der KI-Schmiede. Der Revenue-Share soll langfristig für Win-Win sorgen: OpenAI nutzt Microsofts Cloud, Microsoft baut Marktanteil – gemeinsam werden Unternehmen und Endkunden an die Tools gewöhnt.
Gleichzeitig erhält OpenAI Rückzahlungen für die Integration in Dienste wie Bing, was die exakten Nettoinlandszahlen intransparent macht. Auch mit Investment-Krediten für das Training geht Microsoft ins Risiko, doch bei Marktdurchbruch winken hohe Einnahmen im Software-/Cloudgeschäft.
Das „KI-Bubble“-Narrativ und die Risiken
Der Leak gibt der Diskussion neuen Zündstoff: Ein Milliardenunternehmen ohne nachhaltige Gewinne, mit hohen Fixkosten, das auf einen Tech-Boom setzt – ist das ein Mega-Potenzial oder der Vorbote für eine Blase, wie 2000 beim Dotcom-Crash?
OpenAI betont, dass Wachstum und Innovation zuerst Kapital verschlingen, bevor die Skaleneffekte greifen. CEO Sam Altman sieht zwar die Gefahr einer KI-Blase, hält aber am Kurs fest: Risiken sind bei jedem Quantensprung in der Techbranche Teil des Spiels.
Gleichzeitig fragen sich Investoren und Branchenkenner: Wenn „das beste Pferd im Stall“ Mühe hat, wie läuft es dann für andere KI-Start-ups? Ist die Branche gesund? Was, wenn die Inferencing-Kosten für die Masse der Akteure dauerhaft viel zu hoch sind?
Expertenmeinungen und Perspektive
- Investoren: Manche mahnen zur Besonnenheit und vergleichen die Situation mit früheren Innovationsschüben. Sie sehen Chancen, dass OpenAI mit weiterer Skalierung, effizienten Modellen oder Preisanpassungen doch schnell in die Gewinnzone kommt.
- Kritiker: Andere sprechen von einer Überhitzung des KI-Marktes und warnen explizit vor überhöhten Bewertungen bei IPOs – etwa, wenn OpenAI wirklich mit einer Billion Dollar an die Börse ginge.
Pro:
- Know-how und Wachstumspotenziale sind unbestritten
- Enorme Skaleneffekte bei Training und Anwendung möglich
- Microsoft als strategischer Partner gibt Rückhalt
Contra:
- Dauerhaft defizitäre Geschäftsfelder sind riskant, solange kein Durchbruch gelingt
- Hohe Kosten für Infrastruktur und Technologie
- Gefahr eines „KI-Winters“ bei ausbleibendem Massenmarkt oder Preisverfall
KI-Boom mit Schattenseiten – Nachhaltigkeit ist das Ziel
Die finanzielle Situation von OpenAI steht exemplarisch für eine ganze Branche im Umbruch. Noch lebt das Wachstum von Kredit, Partnerschaft und dem Glauben an exponentielles Potenzial. Ob das Geschäftsmodell langfristig trägt, hängt von Technologie, Preissetzung und Marktdurchdringung ab.
Für Investoren bleibt entscheidend: Die Offenheit für Risiken gehört bei bahnbrechender Technologie dazu – entscheidend ist, wie schnell OpenAI und Konsorten ihre Kosten im Griff haben und ob der KI-Boom nachhaltig bleibt.