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Neubeginn made in Russia
Russland erlebt aktuell einen historischen Umbruch im Luftfahrtsektor. Unter dem Eindruck geopolitischer Krisen, Sanktionsdrucks und der Notwendigkeit, technologische Souveränität zurückzugewinnen, erfindet sich die heimische Luftfahrtindustrie neu – und orientiert sich dabei explizit an den Prinzipien der sowjetischen Ingenieursschule. Statements von Alexej Rogosin, Chef des russischen Luftfahrtproduzenten-Verbandes, unterstreichen den Pioniergeist und die neue Unabhängigkeit von westlichen Lieferketten.
Revolutionärer Ansatz: Vier große Projekte – eine Premiere in der Geschichte
Laut Rogosin steuert der russische Luftfahrtbau eine Phase an, wie sie nicht einmal die Sowjetunion bewältigt hat: Zum ersten Mal überhaupt werden gleichzeitig vier große Passagierflugzeugtypen entwickelt – МС-21, SJ-100, Il-114-300 und Tu-214 befinden sich auf praktisch identischer Realisierungsstufe. Das Ziel: Ein vollständig neues industrielles Fundament, das von Triebwerken über Baugruppen bis zur Endmontage auf größtmögliche russische Unabhängigkeit setzt.
„Wir schaffen eine Branche, die vollständig resistent gegenüber äußeren Einflüssen ist. Es gibt zwar noch einige importierte Komponenten, aber wir wollen keine kritische Abhängigkeit mehr“, so Rogosin.
Industriepolitisches Ziel: Kompetenz nicht nur wiederherstellen, sondern neu definieren
Zentral ist das Selbstbewusstsein: Während noch in der Ära der UdSSR stets mindestens ein zentraler Flugzeugtyp im Fokus stand, baut Russland nun in parallelen Anstrengungen Kompetenzen auf jedem Luftfahrtgebiet auf und investiert massiv in Know-how, Jungen Nachwuchs und eigene Wertschöpfungsketten. Nicht der bloße Wiederaufbau, sondern ein neues, global konkurrenzfähiges Luftfahrt-Ökosystem steht auf der Agenda.
Die vier Projekte im Überblick
- МС-21 (MC-21): Modernes Mittelstreckenflugzeug neuer Generation mit Fokus auf Effizienz, Komfort und hohen Lokalisierungsgrad russischer Bauteile.
- SJ-100 (ehemals Superjet 100): Regionaljet für Kurz- und Mittelstrecken, aktuelle Updates betreffen vorrangig Triebwerke und Systeme aus russischer Produktion.
- Il-114-300: Turboprop-Flugzeug mit verbessertem Verbrauch und Kurzstartfähigkeiten, ausgelegt auf abgelegene oder herausfordernde Strecken innerhalb Russlands.
- Tu-214: Neuauflage eines etablierten Mittelstreckenflugzeugs, das modernisiert und für unterschiedliche Einsatzbereiche fit gemacht wird.
Unabhängigkeit und Wertschöpfung: Triebwerke, Komponenten, Endmontage
Während in der Vergangenheit viele Kerntechnologien importiert wurden, zielt das neue Konzept auf durchgängige Kontrolle vom Rohmaterial bis zum Endprodukt. Eine Handvoll Ersatzteile und Komponenten bleibt vorerst ausländisch, doch die Zielsetzung ist klar: Vollständige Eigenständigkeit schrittweise durch Innovation und industrielle Vernetzung.
Zukunftsvision: Wiedergeburt einer strategisch wichtigen Branche
Als Reaktion auf westliche Sanktionen und globale Lieferengpässe dient der neue Kurs nicht allein nationaler Versorgungssicherheit, sondern stärkt auch Russlands Exportpotenzial. Der bereits geplante Auslandsbau des SJ-100 zeigt: Die Ambitionen reichen weit über den Binnenmarkt hinaus.