3. Dezember 2025

Auslöser: Japans Zentralbank schreckt die Märkte auf

Der unmittelbare Katalysator war eine Rede von BoJ-Präsident Kazuo Ueda, der für das Dezember-Meeting offen eine mögliche Zinserhöhung ins Spiel brachte. Für einen Markt, der Japan jahrzehntelang als Quelle extrem billiger Finanzierung kannte, wirkt das wie ein Regimewechsel.

Die Reaktion kam sofort:

  • Der Nikkei 225 sackte um rund 1,9% ab, besonders hart traf es Chipwerte und Immobilien.
  • Die Rendite 10-jähriger JGBs sprang bis etwa 1,875% – dem höchsten Stand seit 2008 – während auch kurzlaufende Anleihen über 1% kletterten.

Mit steigenden japanischen Renditen wird der Yen attraktiver, Carry Trades werden abgebaut – globaler Risikoappetit sinkt.

US- und Europa-Börsen: Schwacher Start in den Dezember

Die Verwerfungen in Japan griffen rasch auf andere Märkte über.

  • US-Futures auf Nasdaq, S&P 500 und Dow Jones lagen zum Wochenstart zwischen etwa –0,4% und –0,6%, bevor der Kassahandel die Bewegung bestätigt hat.
  • In Europa gab der Stoxx 600 um rund 0,3% nach, während auch der australische ASX200 und andere Leitindizes in Asien schwächer tendierten.

Anleiherenditen legten weltweit zu, was auf eine breite Neubewertung der Zinslandschaft hindeutet – trotz parallel steigender Erwartungen, dass die US‑Notenbank 2026 wieder in einen Lockerungszyklus eintritt.

Bitcoin, Krypto und US-Dollar unter Druck

Risk-off bedeutete diesmal auch Verkaufsdruck bei digitalen Assets. Bitcoin fiel von einem Erholungsversuch über 90.000 US‑Dollar zurück auf ein Wochentief um 86.500 US‑Dollar, ein Tagesminus von gut 5%. Dieser Rückgang reiht sich ein in eine Serie größerer Krypto‑Korrekturen, die zuletzt immer wieder durch Makro‑Schocks und Liquidationen ausgelöst wurden.

Der US‑Dollar-Index DXY gab leicht auf etwa 99,37 nach, was die relative Stärke von Yen und Gold widerspiegelt. Investoren rotieren damit nicht nur aus Aktien, sondern auch aus riskanteren Währungs- und Krypto‑Positionen in „sichere Häfen“.

Gold glänzt, Öl reagiert auf OPEC+ und Drohnenangriff

Auf dem Rohstoffmarkt zeigt sich ein anderes Bild:

  • Gold steigt von der Kombination aus schwächerem Dollar und der Erwartung künftiger Fed‑Lockerungen. In New York legten Gold-Futures um etwa 0,5% auf rund 4.276,80 US‑Dollar je Unze zu, der Spotpreis gewann etwa 1,2%.
  • Öl verteuerte sich: Brent stieg um rund 2% auf 63,66 US‑Dollar, WTI um 2,2% auf 59,85 US‑Dollar.

Hier wirken mehrere Faktoren: OPEC+ hält an bisherigen Fördermengen fest, und der Caspian Pipeline Consortium (CPC) musste seinen wichtigen Schwarzmeer‑Exportterminal nach einem ukrainischen Drohnenangriff vorübergehend stilllegen. Da über die CPC‑Route mehr als 1% des weltweiten Ölangebots laufen, löste der Stopp unmittelbare Versorgungsängste und einen Aufschlag bei den Preisen aus.

Blick nach vorn: US-Daten und Fed-Ausblick im Fokus

Kurzfristig richtet sich der Fokus der Märkte nun auf US‑Konjunkturdaten. Besonders wichtig:

  • ISM‑Index zur Industrieaktivität
  • ADP‑Beschäftigungsbericht
  • weitere Signale aus dem Arbeitsmarkt und zur Inflation (PCE)

Diese Zahlen könnten darüber entscheiden, ob sich die Erzählung einer „weichen Landung mit späteren Fed‑Senkungen“ hält – oder ob steigende globalen Renditen und japanische Straffungssignale die Risikoaversion weiter verstärken.

Für Anleger heißt das:

  • Risiko-Exposures kritisch prüfen (insbesondere hochbewertete Techs, Krypto, hochverschuldete Firmen).
  • Korrelationen im Blick behalten: Bewegungen japanischer Anleihen und des Yen wirken aktuell wie ein Hebel auf globale Asset‑Preise.
  • Gold und ausgewählte Rohstoffe könnten als taktische Absicherung weiter profitieren, solange Zins- und Geopolitik‑Unsicherheit hoch bleiben.

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