Cocoon steht für „Confidential Compute Open Network“ und verbindet GPU‑Besitzer mit Entwicklern, die Rechenleistung für KI-Inferenz benötigen. Statt Workloads über AWS oder Azure zu jagen, laufen Anfragen in einem dezentralen Netzwerk aus Clients, Proxys und Workern, abgerechnet wird on-chain in Toncoin (TON).
Die ersten KI-Funktionen von Telegram – etwa automatische Übersetzungen und perspektivisch Voice‑to‑Text oder Zusammenfassungen – werden bereits teilweise über Cocoon abgewickelt, was den Dienst vom Start weg mit realem Traffic versorgt.
Vollverschlüsselte KI-Berechnungen dank TEE
Kernversprechen von Cocoon ist echte Vertraulichkeit: Rechenjobs werden in hardwarebasierten Trusted Execution Environments (TEE), etwa Intel TDX‑Gästen, ausgeführt.
- Die Eingaben der Nutzer werden verschlüsselt übertragen.
- Die Modelle laufen in isolierten „confidential VMs“.
- Selbst der Betreiber des GPU‑Servers kann die verarbeiteten Daten nicht einsehen.
Über Remote Attestation (RA‑TLS) prüft der Client vorab kryptografisch, ob er mit einem echten, unveränderten Cocoon‑Worker spricht. Damit entsteht eine Art „schwarze Box“ für KI‑Berechnungen, die für Betreiber, Hoster und Dritte undurchsichtig bleibt.
Monetarisierung für GPU-Besitzer, günstiger Compute für Devs
Jeder mit geeigneter GPU (ab etwa 100 TOPS aufwärts) kann einen Worker-Knoten betreiben, Rechenjobs ausführen und dafür TON‑Rewards verdienen. Die Vergütung läuft automatisch über Proxys, die Aufträge verteilen und aus den Nutzergebühren einen Anteil an die Worker ausschütten.
Für Entwickler entsteht ein Marktplatz mit tendenziell niedrigeren Preisen als bei klassischen Cloud-Anbietern, weil sich viele private und institutionelle Betreiber mit ungenutzter GPU‑Kapazität einklinken können. Gleichzeitig bleibt der Code vertraulich, was Cocoon besonders für sensible Anwendungsfälle wie Chat-Daten, Gesundheits- oder Finanzinformationen interessant macht.
Telegram als erster Großkunde und Wachstumsmotor
Durov bezeichnet Telegram selbst als „ersten Großkunden“ des Netzwerks: Der Messenger mit über einer Milliarde Nutzern soll die Anfangsnachfrage erzeugen, indem KI‑Features schrittweise auf Cocoon umgestellt werden. Telegram‑Bots, Mini‑Apps und KI‑Assistenten können Cocoon später direkt als Rechen-Backend nutzen – mit TON als nativer Zahlungsmethode.
Damit wird Cocoon zu einem DePIN‑Baustein im TON‑Ökosystem: mehr Transaktionen, höhere Blockauslastung und zusätzliche Use‑Cases für TON jenseits von Zahlungen und Games.
Antwort auf die Risiken zentraler KI-Clouds
Konzeptionell versteht sich Cocoon als Gegenentwurf zu Big‑Tech‑Modellen, bei denen KI‑Anfragen zwangsläufig über zentrale Rechenzentren mit vollem Datenzugriff laufen. Durov und Unterstützer sehen darin eine Gefahr für digitale Freiheitsrechte – von Profiling bis zur politischen Manipulation durch Trainingsdaten und Ausgaben.
Indem Cocoon Blockchain‑Transparenz, wirtschaftliche Anreize und Confidential Computing kombiniert, soll eine Infrastruktur entstehen, in der:
- Nutzer Datenhoheit behalten,
- Entwickler verifizierbare, aber vertrauliche KI‑Pipelines bauen,
- und Hardware‑Besitzer aus ihrer brachliegenden GPU‑Power ein Einkommen generieren können.
Ob das Netzwerk langfristig skalieren und mit Hyperscalern preislich konkurrieren kann, bleibt offen – als Vision einer „souveränen“, dezentralen KI‑Infrastruktur markiert Cocoon aber bereits jetzt einen spannenden Kontrapunkt im AI‑Boom.
- Was Cocoon ist und wie es funktioniert - 2. Dezember 2025
- Transporter‑15: 140 Nutzlasten auf einen Schlag - 2. Dezember 2025
- Was das Radiosignal von 3I/ATLAS wirklich bedeutet - 2. Dezember 2025