Kursker Kernkraftwerk II: Inbetriebnahme des ersten Blocks auf 2026 verschoben

Verzögerung eines Prestigeprojekts

Die Energiepolitik Russlands ist seit Jahrzehnten von ambitionierten Infrastrukturprojekten geprägt – ganz vorne mit dabei: Der konsequente Ausbau der Atomkraft. Das Kernkraftwerk Kursk II, ein Leuchtturmprojekt westlich von Moskau, sollte eigentlich mit seinem ersten Block noch 2025 ans Netz gehen. Doch nach neuen Mitteilungen von „Rosenergoatom“ – einer Tochter des Staatskonzerns Rosatom und Betreiber der Anlage – ist klar: Die Inbetriebnahme verzögert sich um mindestens ein Jahr und ist nun für 2026 anvisiert.


Hintergründe und Details zur Verschiebung

Wie das Fachportal Atomic Energy und die Nachrichtenagentur „Interfax“ übereinstimmend berichten, wurde ein offizieller Vorschlag vorgelegt, den Zeitplan im Rahmen der Entwicklungsstrategie des russischen Stromnetzes (Schemata und Programme zur Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft, kurz SiPR) anzupassen. Im offiziellen Dokument heißt es:

„Im Zusammenhang mit der Verschiebung der Inbetriebnahme des Blocks N1 des Kernkraftwerks Kursk II vom Jahr 2025 auf 2026 wird die Passage Ende 2025 wie folgt geändert: Die installierte Gesamtleistung der Kraftwerke in Russland und auf der Krim wird am Jahresende 2025 voraussichtlich bei 256.440,1 MW liegen, davon 28.613,0 MW (11,16%) an Atomkraftwerken.“

Die Verschiebung wurde vom Systembetreiber bereits offiziell in die weitere Planung aufgenommen.


Weitere Perspektiven: Verlängerung der Laufzeit für Altanlage

Gleichzeitig wurden auch Pläne von Rosatom bestätigt, den Betrieb des dritten Blocks der bisherigen Kursker Kernkraftwerksanlage jenseits des Jahres 2031 zu verlängern. Modernisierungen und Sicherheitsupdates sollen das ermöglichen – so kann eventuelle Versorgungsunsicherheit durch die verspätete Inbetriebnahme des Nachfolgers abgefedert werden.


Bedeutung für Russlands Energieinfrastruktur

Die Verschiebung mag nach Routine klingen, doch sie hat konkrete Konsequenzen für das gesamte Energieversorgungssystem:

  • Knapper werdende Reservekapazitäten: Atomkraft ist das Rückgrat der winterfesten Grundversorgung, insbesondere in Zentralrussland.
  • Strommix-Anpassung: Die verzögerte Hochfahrt eines modernen Blocks verschiebt auch die angestrebte Reduktion von alten, weniger effizienten und klimaschädlicheren Energiequellen.
  • Sicherheitszonen: Da Altanlagen länger laufen, steigen Anforderungen an laufende Überwachung und Wartung.

Branchenecho und internationale Perspektive

Solche Terminverschiebungen sind auch international keine Seltenheit – jüngst wurden etwa auch in Finnland, Spanien und den USA Termine für neue Kernkraftwerke oder Nachrüstungen mehrmals angepasst. Die Ursachen reichen von Lieferkettenproblemen, Fachkräftemangel, behördlichen Auflagen bis zu technischen Verzögerungen. In Russland stehen meist Modernisierungen, Nachrüstungen und Flexibilitätsreserven im Fokus – auch vor dem Hintergrund internationaler Sanktionen.


Zukunftsblick und Auswirkungen

Die Fertigstellung und Anbindung des Blocks Kursk II-1 bleibt ein zentrales Ziel russischer Energiepolitik. Mit der geplanten Verlängerung des Altbetriebs wird versucht, die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, bis der Übergang zu neuen Generationen von Atomreaktoren abgeschlossen ist.

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