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Während die Halbleiterwelt im Bann des asiatischen Technologievorsprungs steht, geht Elon Musk einen radikal unabhängigen Weg: Der Visionär baut ein eigenes, vollständig integriertes Chip-Imperium in den USA auf – von der simpelsten Platine bis zum komplexen Packaging. Was hinter diesem Schritt steckt, wie Musks Gigafabrik die Abhängigkeit von TSMC & Co. beenden könnte und was das für die US-Tech-Branche bedeutet, zeigt diese Analyse.
Der Auftakt: Alles aus einer Hand – von PCB bis Packaging
Elon Musk, berühmt als Kopf hinter X, Tesla, SpaceX und Starlink, überrascht mit einem bemerkenswerten Schritt. Im texanischen Bastrop wurde bereits 2024 das größte US-Zentrum für die Produktion von Leiterplatten (Printed Circuit Boards, PCB) hochgezogen – ein Meilenstein, gefördert durch einen Staatzuschuss vom CHIPS Act.
Ziel: Die eigenen Unternehmen schneller, günstiger und geopolitisch abgesichert mit allem ausstatten, was für autonome Roboter, Starlink-Terminals und Hightech-Fahrzeuge benötigt wird. Schon jetzt versorgt das neue Werk primär Starlink, senkt Logistikaufwand, beschleunigt Entwicklungszyklen und reduziert Kosten.
Fan-Out Packaging und vertikale Integration
Doch Musk geht weiter: Die modernste US-Anlage für Fan-out Panel-Level Packaging (FOPLP) – besonders wichtig für leistungsstarke RF-Chips und Power-Module – ist im Aufbau. Ab Ende 2026 startet die limitierte Produktion auf Rekordflächen (700×700 mm). Die Panels, später im Vollausbau, versorgen vor allem Starlink-Satelliten und Tesla-Systeme und bieten Vorteile bei Energieeffizienz, Integrationsdichte und Miniaturisierung.
Bis zur Inbetriebnahme beschafft SpaceX noch Komponenten international, hat aber klar die Marschrichtung: Schrittweise werden Eigenentwicklungen und eigene Chips die Lieferketten von STMicroelectronics & Co. ablösen.
Von Design bis Wafer: Terafab als Ausdruck der Musk-Strategie
Das wahre Herzstück von Musks Chipoffensive ist die „TeraFab“ – angekündigt für die Jahre ab 2026. Geplant sind bis zu 100.000 Wafer pro Monat, später sogar eine Million. Die Produktion wird zwar nicht das fortschrittlichste 3-nm-Niveau von TSMC oder Samsung erreichen, aber 14-nm-Prozesse und kleiner problemlos abdecken – für viele Anwendungen in Robotik, Automotive, IoT und Satelliten völlig ausreichend.
Schlüsselvorteile:
- Risikoabsicherung: Minimierung der Abhängigkeit von Taiwan, Südkorea und China.
- Liefergeschwindigkeit, volle Kontrolle und eigene Standards quer über alle Musk-Firmen.
- Massive Kosten- und Logistikvorteile für die Starlink-Satellitenflotten, Teslas Autopiloten, Optimus-Roboter und KI-Systeme.
Hintergrund: Talentoffensive und Innovationsdruck
Musk sucht die besten Köpfe der Branche – er lockt Chipentwickler von Intel, TSMC und Samsung in die USA. In Interviews betont er offen: „Kein anderer Weg führt zu den benötigten Chipmengen und Innovationszyklen.“ Der Aufbau eines eigenen, eng verzahnten Produktionsnetzwerks gibt ihm die Möglichkeit, flexibel und schnell auf Umbrüche zu reagieren.
Pro & Contra der vertikalen Integration
Pro:
- Unabhängigkeit von geopolitischen Risiken, Handelskonflikten und Transportengpässen
- Flexible, schnelle Produktion nach internen Roadmaps und Spezialbedürfnissen
- Wertschöpfung und Technologieführerschaft bleiben in den USA
Contra:
- Enorme Anfangsinvestitionen, hohe Komplexität und Personalbedarf
- Technischer Vorsprung zu asiatischen Topfabriken bleibt vorerst bestehen
- Risiko technologischer Insellösungen oder zu hoher Spezialisierung
Beispiele und Konsequenzen für US-Tech
SpaceX kann künftig tausende Starlink-Komponenten pro Tag produzieren, ohne auf externe Lieferketten zu vertrauen. Tesla senkt Fertigungskosten und erhöht die Kontrolle über die Autopilot-Chips. Roboter wie Optimus und andere KI-Systeme profitieren von maßgeschneiderten Chips, die exakt auf die Anforderungen der Muskkonzerne abgestimmt sind.
Die Innovationskette läuft vom Design über PCB, Advanced Packaging, Produktion und Integration – ideal für schnelle Wachstumsphasen und Plattform-Updates.
Fazit: Revolution durch Autarkie
Mit der TeraFab und der kompletten vertikalen Integration steht Elon Musk als Pionier eines neuen US-Technologieansatzes da: Die Schlüsselbereiche der digitalen Wirtschaft wieder ins eigene Land zurückholen. Der Weg dorthin ist steinig und teuer – bietet im Erfolgsfall aber Freiheit, Kontrolle und einen Innovationsvorsprung, den aktuell kaum ein anderer US-Konzern erreicht.
Branchenkenner sehen diese Strategie als Blaupause für weitere US-Tech-Giganten. Für Musk bleibt der Leitspruch: „Wenn niemand liefern kann – dann mache ich es eben selbst.“