Bitcoin fiel zeitweise unter 84.000 US‑Dollar und hat damit einen großen Teil der Rallye seit dem Rekordstand von über 126.000 US‑Dollar abgegeben. Der Abverkauf erfasste den gesamten Markt – von Ethereum und Solana bis hin zu Aktien wie Coinbase und den Bitcoin-Kassenbestandsfirmen rund um Michael Saylors Strategy.
Bemerkenswert: Anders als in früheren „Kryptowintern“ fehlt bislang ein großer Betrugs- oder Insolvenzskandal à la Mt. Gox oder FTX, der als offensichtlicher Auslöser dienen könnte. Für einige Marktbeobachter wirkt das beruhigend, andere macht genau diese „grundlose“ Schwäche nervös, weil sie schwerer einzuordnen ist.
Makro-Schock, Risk-Off und Zwangsliquidationen
Das neue Risk-Off-Umfeld kommt vor allem von der Makroseite:
- In den USA gaben Leitindizes nach,
- japanische Aktien fielen, während der Yen nach „Falken“-Signalen von BoJ-Chef Kazuo Ueda zulegte, was eine mögliche Zinsanhebung im Dezember wahrscheinlicher macht.
Parallel sorgt die Unsicherheit über die weitere Fed-Politik und die Konjunktur 2026 dafür, dass Investoren riskante Anlagen meiden und Gewinne bei Tech, Meme-Stocks und Krypto mitnehmen.
Auf dem Kryptomarkt selbst löste der Kursrutsch eine „Liquidationslawine“ aus: Innerhalb eines Tages wurden automatisch mehr als 1 Mrd. US‑Dollar an gehebelten Positionen zwangsweise geschlossen, der überwiegende Teil davon Longs. Solche Kaskaden verstärken Abwärtsbewegungen, weil jede Liquidation zusätzlichen Verkaufsdruck erzeugt und weitere Stops auslöst.
Strategy und das Bitcoin-Treasury-Signal
Besondere Aufmerksamkeit gilt erneut Strategy, dem Pionier unter den Bitcoin‑Kassenbestandsfirmen.
- Das Unternehmen nahm 1,44 Mrd. US‑Dollar über Aktienverkäufe auf, um Dividenden und Zinszahlungen 12–24 Monate finanzieren zu können.
- Gleichzeitig stockte Strategy seine BTC‑Bestände in zwei Wochen um 130 Bitcoin auf rund 650.000 BTC (aktuell etwa 56 Mrd. US‑Dollar) auf.
Für Unruhe sorgten jedoch die Aussagen von Michael Saylor: Er stellte in Aussicht, notfalls BTC und zugehörige Wertpapiere zu verkaufen, falls die Marktkapitalisierung des Unternehmens unter die Netto‑Bitcoin‑Vermögensbasis (mNAV < 1) fällt. CEO Phong Le sprach bereits zuvor von einem möglichen „letzten Mittel“, Teile der Reserven zu veräußern, um Dividenden zu sichern, falls andere Finanzierungsquellen versiegen.
Da die mNAV zum Wochenbeginn nur noch knapp über 1 lag, nehmen Trader dieses Szenario ernst – was den Druck auf Kurs und „Krypto-Treasury“-Aktien weiter erhöht.
Breiter Ausverkauf bei Coins und Krypto-Aktien
Die Schwäche zeigt sich über alle Segmente hinweg:
- Ethereum: rund –7,6% am Tag, ca. –17% seit Jahresbeginn.
- Solana: etwa –8% am Tag.
- Coinbase Global: –4,8% an einem Handelstag.
- Circle Internet Group (USDC-Emittent): etwa –5%.
- BitMine Immersion (ETH‑Treasury): –13%, Forward Industries (Solana‑Treasury): –12%.
Der MarketVector‑Index, der die „untere Hälfte“ der Top‑100‑Tokens misst, liegt rund 70% unter Jahresanfang – ein Hinweis, wie stark vor allem hochriskante Altcoins unter Liquidationen und Mittelabflüssen leiden.
ETF-Ströme, USDT-Rating und Regulierungsdruck
Auf der institutionellen Seite bleibt die Stimmung ebenfalls eingetrübt:
- US‑Spot‑Bitcoin‑ETFs verzeichneten im vergangenen Monat Nettoabflüsse von fast 4,6 Mrd. US‑Dollar; zuletzt gab es nur noch schwache Zuflüsse von etwa 70 Mio. US‑Dollar in einer Woche.
- Besonders betroffen ist der iShares Bitcoin Trust, der fünf Wochen in Folge Mittelabflüsse hinnehmen musste – die längste Negativserie seit seinem Start.
Regulatorisch nimmt der Druck zu: S&P Global stufte die Stabilität des USDT‑Stablecoins von „constrained“ auf „weak“ herab, unter anderem wegen wachsender Anteile riskanter Reserven und Transparenzlücken. Gleichzeitig warnt die People’s Bank of China vor illegalen Aktivitäten mit virtuellen Assets und fordert stärkere behördliche Koordination.
Ausblick: Zwischen neuer Kryptowinter-Angst und möglicher Erholung
Viele Marktteilnehmer fürchten eine neue „Kryptowinter“-Phase, ähnlich den Rückgängen um bis zu 80% in früheren Zyklen. Patrick Horsman von BNB Plus hält Rücksetzer bis in den Bereich um 60.000 US‑Dollar für möglich und betont, dass der Schmerz vermutlich noch nicht vorbei sei.
Andere sehen Chancen auf einen zumindest temporären Boden:
- Sollte das erwartete „Weihnachts‑Rallye“-Narrativ durch solide US‑Makrodaten gestützt werden, könnte der Markt zum Jahresende einen technischen Rebound versuchen.
- Entscheidend werden dabei Liquiditätslage, ETF‑Ströme und das Verhalten großer BTC‑Halter sein – ebenso wie die Frage, ob es zu weiteren Schocks durch Regulierung oder Ratings kommt.
Für Anleger bedeutet diese Phase: Risiko strikt managen, Hebel reduzieren und sich bewusst machen, dass selbst ohne großen Betrugsskandal reine Marktmechanik und Makro‑Schocks ausreichen, um Krypto in kürzester Zeit zweistellig nach unten zu schicken.
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