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Der interstellare Komet 3I/Atlas im Fokus der Wissenschaft
Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) liefert erneut bahnbrechende Erkenntnisse. Im November 2025 wird vom internationalen Forscherteam ein außergewöhnlicher Befund publiziert: Der interstellare Komet 3I/Atlas weist eine bis zu 20 Meter dicke Oberflächenkruste auf, entstanden und verändert durch eine Milliarden Jahre alte Reise durch das galaktische All. Das Resultat dieser Beobachtung eröffnet neue Möglichkeiten zur Erforschung der Entstehung des Sonnensystems und der Evolution von Kometen aus anderen Sternsystemen.
Was macht 3I/Atlas so einzigartig? Herkunft und Eigenschaften
3I/Atlas ist der dritte bestätigte interstellare Besucher in unserem Sonnensystem. Seine Entdeckung am 1. Juli 2025 durch das ATLAS-Observatorium in Chile stellte rasch klar: Der Himmelskörper legt eine hyperbolische Flugbahn zurück und kommt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 210.000 km/h tief aus den Weiten der Milchstraße. Sein geschätztes Alter wird auf bis zu 7 Milliarden Jahre festgelegt, weit älter als unser eigenes Sonnensystem.
Der Befund: Eine dicke, modifizierte Kruste durch kosmische Strahlung
Die Oberfläche der Kometen 3I/Atlas ist durch galaktische kosmische Strahlung stark verändert. Über Jahrmilliarden bombardierten energiereiche Partikel – sogenannte galaktische kosmische Strahlen – das Eis an der Außenseite. Dadurch entstand eine 15–20 Meter dicke Kruste, die chemisch signifikant vom ursprünglichen Inneren abweicht.
Brian Warnke, Leiter des Forschungsteams am Königlichen Belgischen Institut für Weltraumaeronomie, erklärt: „Die langjährige Aussetzung an extreme Strahlung in offenen Galaxienräumen führt zu Umwandlungen von Kohlenmonoxid (CO) zu Kohlendioxid (CO2) und schafft diese spezielle Kruste.“
Die Rolle des James-Webb-Teleskops
Das JWST beobachtete die Kometen im August, als dieser 445 Millionen Kilometer von der Erde entfernt war. Mit dem Infrarotspektrometer NIRSpec analysierte Webb die Zusammensetzung der Koma und des Kometenstaubs. Insbesondere die unverkennbare Signatur von CO2 führte zu der Entdeckung eines ungewöhnlich hohen Anteils, der um ein Vielfaches über dem Gehalt von Wassereis liegt – ein Kontrast zu typischen Sonnenkometen.
- CO2/H2O-Verhältnis: 7,6 ± 0,3 – Rekordwert für natürliche Kometen.
- CO/H2O: 1,65 ± 0,09.
- Aktive Ausgasung: Bis zu 129 kg CO2 pro Sekunde freigesetzt.
Die „kosmische Reise“: Warum interstellare Kometen anders altern
Interstellare Kometen wie 3I/Atlas reisen ohne die schützende Hülle der Heliosphäre – dem magnetischen Schutzschild unseres Sonnensystems. Dadurch ist das Eis jahrmilliardenlang direkter kosmischer Strahlung ausgesetzt, was chemische Prozesse auf der Oberfläche beschleunigt und die äußere Kruste bildet. Im Gegensatz dazu bleiben heimische Kometen „ursprünglich“ und erhalten ihre primitive Zusammensetzung besser.
Die Passagen ins Sonnensystem: Sublicht und Veränderung der Oberflächenstruktur
Als 3I/Atlas Ende Oktober 2025 ins Perihel (sonnennächster Punkt) trat, begann durch die Intensivierung der Sonnenstrahlung die Sublichtausgasung der modifizierten Kruste – Gas und Staub wurden freigesetzt. Die Wissenschaftler nutzen diese Phase, um Spektren vor und nach dem Perihel zu vergleichen, was einzigartigen Einblick in Aufbau und Zusammensetzung gibt.
Vergleich mit anderen interstellaren Entdeckungen
Sowohl bei 3I/Atlas als auch bei früheren Besuchern wie 2I/Borisov zeigt sich: Interstellare Kometen enthalten deutliche Überschüsse an schwer flüchtigen Gasen und ein ganzes Arsenal von Metallen, etwa Nickel, die bei typischen Sonnenkometen fehlen oder nur in Spuren nachweisbar sind.
Bedeutung für Kometenforschung und Kosmochemie
Der Fund hat immense Bedeutung für:
- Planetengenese: Interstellare Kometen liefern Informationen über die frühesten Stadien von Stern- und Planetenentstehung außerhalb des Sonnensystems.
- Chemie des galaktischen Mediums: Die Oberflächenkruste ist buchstäblich ein Archiv für chemische Evolution in galaktischen Regionen.
- Vergleichende Kometologie: Durch die Studie unterschiedlicher Krusten können Forscher Rückschlüsse auf das Verhalten und die Entwicklung von Himmelskörpern jenseits des Sonnensystems ziehen.
Zukünftige Forschungsansätze
Das kontinuierliche Monitoring künftiger interstellarer Kometen wird modelle revolutionieren, wie kosmische Strahlung das Eis im Laufe von Jahrmilliarden verändert, und ermöglicht einen Vergleich „alter“ galaktischer Krusten mit den inneren Reservoirs von Kometenmaterial.