13. November 2025

Was ist passiert? – Der Crash von USDX

Am 6. November 2025 wurde das Vertrauen der Krypto-Community in vermeintlich stabile Digitalwährungen erneut erschüttert. Der von Stable Labs emittierte Stablecoin USDX – eine synthetische „Stabilitätsmünze“ mit Bindung an den US-Dollar – hat sich nach massiven Kursverlusten von dieser Kopplung gelöst. Innerhalb von nur 24 Stunden fiel der Preis dramatisch um mehr als 60% auf lediglich 0,3 US-Dollar.

Dieses plötzliche „Depegging“, also das Aufgeben der Preisstabilität gegenüber dem Dollar, hat nicht nur für betroffene Investoren immense Auswirkungen, sondern wirft grundlegende Fragen zur Sicherheit und Funktionsweise von Stablecoins im DeFi-Bereich auf. Die Emittenten von USDX zeigten bislang keine Bereitschaft zur transparenten Kommunikation: Zum Zeitpunkt der Berichtserstellung hatte das Team von Stable Labs keinerlei öffentliches Statement abgegeben.

Reaktionen im Krypto-Ökosystem – Erste Maßnahmen und Warnungen

Noch bevor sich die Situation gänzlich aufklären konnte, ergriffen mehrere große Projekte proaktiv Maßnahmen, um das Risiko für ihre Nutzer zu reduzieren. Insbesondere die DeFi-Plattformen Lista DAO und PancakeSwap machten in öffentlichen Stellungnahmen deutlich, dass sie die Entwicklung eng überwachen und ihren Community-Mitgliedern empfehlen, bestehende Positionen rund um USDX kritisch zu prüfen.

Lista DAO startete daraufhin sogar ein kurzfristiges, nur eine Stunde andauerndes Notfallvoting – mit dem Ziel, für den Markt USDX/USD1 gezielte Liquidationen zu ermöglichen und somit potenzielle Verluste zu minimieren. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer sprach sich für diese Intervention aus.

Marktverfügbarkeit und Investoreninteresse

USDX ist ein auf mehreren viel frequentierten Krypto-Börsen gelistetes Asset. Neben PancakeSwap findet der Stablecoin unter anderem auf BitMart, Uniswap, Curve und Balancer Anwendung. Stable Labs selbst sieht sich als regulierter Emittent nach MiCA-Standard und konnte im Jahr 2024 namhafte Kapitalgeber wie NGC, BAI Capital, Generative Ventures und UOB Venture Management überzeugen, mit einem Investment von insgesamt 45 Millionen Dollar bei einer Firmenbewertung von 275 Millionen Dollar einzusteigen. Zu den weiteren Investoren zählen Dragonfly Capital und Jeneration Capital.

Chancen und Risiken – Das Spekulationsspiel im Abschwung

Interessantes Detail: Wie so oft im Cryptospace gibt es auch im Fall USDX mutige Investoren, die das Krisenmoment als Einstiegschance sehen. Ein als „Whale“ bezeichnetes Großkonto investierte nach dem Absturz direkt 800.000 USDT, um 933.241 USDX zum Preis von 0,8572 Dollar pro Coin zu kaufen – offenbar in der Hoffnung auf einen schnellen Rebound und rund 135.000 Dollar Gewinn, sollte der Kurs wieder auf den Zielwert von 1 Dollar steigen.

Mögliche Ursachen für den Kursverlust

Die Ursachenforschung in der Krypto-Community läuft auf Hochtouren, wobei bislang mehrere Erklärungsansätze diskutiert werden. Eine Hypothese stellt einen Zusammenhang mit dem kompromittierten DeFi-Protokoll Balancer her, das jüngst einen Hackerangriff und einen Verlust von 128 Millionen Dollar hinnehmen musste. Die dramatisch entwerteten Positionen und die nachfolgende Liquidationslawine könnten USDX direkt oder indirekt betroffen haben.

Ein Researcher von Hyperithm, bekannt unter dem Niknamen Min, wirft zudem Fragen zur Portfolio-Struktur von Stable Labs auf. Demnach wurde der unterliegenden Vermögensbestand des Stablecoins über zwei Monate hinweg nicht mehr aktualisiert, obwohl Stable Labs mit angeblich „delta-neutralen“ und Treasury-basierten Strategien wirbt.

Kritische Stimmen – Fragwürdiges Management und Intransparenz

Trader wie Arabe Bluechip werfen Stable Labs zudem vor, fragwürdige Finanzmanöver mit USDX und seiner gesicherten Version sUSDX als Sicherheiten betrieben zu haben: So wurde Kolateral eingesetzt, um erheblich Summen anderer Stablecoins wie USDT, USDC oder USD1 über verschiedene DeFi-Protokolle zu leihen. Die Zinssätze für diese Darlehen betrugen bis zu 100% jährlich, was den Verdacht nährt, dass die Entleiher von vornherein keine Rückzahlung beabsichtigten.

Nachbeben – Auswirkungen auf Stream Finance und weitere Stablecoins

Nicht nur USDX, sondern auch andere vermeintlich stabile Kryptowährungen wie deUSD, ausgegeben von Elixir, wurden jüngst von gravierenden Verwerfungen getroffen. Nach der spektakulären Attacke auf das DeFi-Projekt Stream Finance wurden sämtliche Abhebungen und Deposits gestoppt – allein der Hack ließ einen Schaden von rund 93 Millionen Dollar entstehen und stellt den Gesamtmarkt (Schuldenvolumen: 285 Millionen, davon 68 Millionen bei Elixir) vor immense Herausforderungen.

Elixir konnte bislang etwa 80% der deUSD-Token zu einem Kurs von 1:1 mit USDC bei den betroffenen Holders zurückkaufen. Stream Finance selbst setzte deUSD zur Absicherung des eigenen Stablecoins xUSD ein, der infolge des Hacks massiv an Wert verlor und zeitweise nur noch 0,2 Dollar wert war – im Nachgang stabilisierte sich der Kurs auf 0,17 Dollar. Die Kettenreaktion betraf damit zahlreiche Projekte, die auf gegenseitige Stabilitätsmechanismen vertrauen.

Verantwortlichkeiten und Marktregulierung

Der Fall USDX verdeutlicht einmal mehr die Risiken eines nicht ausreichend regulierten und transparent gemanagten Stablecoin-Ökosystems. Der Zusammenbruch solch hoher Summen bringt nicht nur den einzelnen Projektbetreiber, sondern den gesamten DeFi-Sektor in Misskredit – insbesondere, wenn große Akteure und Investoren betroffen sind.

Ob Stable Labs tatsächlich die beworbenen Absicherungs- und Investmentstrategien aktiv und korrekt betreibt, bleibt bislang ungeklärt – und führt zu einer signifikanten Vertrauenskrise bei Nutzern und Anlegern. Die professionell vorgegaukelte MiCA-Konformität reicht offensichtlich nicht, um sich gegen derartige Schocks zu schützen.

Kettenreaktionen und Parallelen im Kryptomarkt

Der aktuelle Fall ist nicht der Erste dieser Art: Schon im September 2025 hatte die mit Bitcoin besicherte „Stablecoin“ Yala einen ähnlichen Depegging-Vorfall, der weite Teile des Marktes verunsicherte und Investoren vor große Herausforderungen stellte. Die wiederkehrenden Instabilitäten und Hackerangriffe verdeutlichen, wie fragil die scheinbare Sicherheit von Krypto-Stablecoins tatsächlich ist.

Ausblick – Was Investoren jetzt wissen müssen

Für Anleger bedeutet das aktuelle Geschehen, dass das Investment in DeFi-Stablecoins weiterhin ein Hochrisikospiel ist. Experten empfehlen dringend, die eigenen Positionen regelmäßig zu überwachen und sowohl technische, als auch fundamentale Stärken der jeweiligen Projekte kritisch zu hinterfragen. Nicht zuletzt verdeutlichen die jüngsten Vorfälle, dass selbst angeblich abgesicherte und institutionell geprüfte Stablecoins keine absolute Sicherheit bieten.

Die Treiber der Innovation in der Kryptobranche sind gefordert, neue technische und regulatorische Lösungen zu etablieren, die Vertrauen und Stabilität fördern. Bis dahin sollte jeder, der im DeFi-Sektor aktiv ist, sich der Risiken bewusst sein und nicht unreflektiert größere Summen investieren.

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