SpaceX bereitet sein Börsendebüt konkret vor: Eine interne Mitteilung bestätigt ein anvisiertes IPO, doch die zunächst angepeilte Bewertung liegt mit rund 800 Milliarden US‑Dollar klar unter den zuvor spekulierten 1–1,5 Billionen.
Von der Gerüchteküche zur Bestätigung
In den vergangenen Wochen überschlugen sich Berichte über ein mögliches SpaceX‑IPO, inklusive spektakulärer Schätzungen:
- Reuters berichtete von einer Zielbewertung über 1 Billion Dollar und einem Emissionsvolumen von mehr als 25 Milliarden Dollar.
- Bloomberg setzte noch eins drauf und nannte bis zu 1,5 Billionen Dollar Bewertung und über 30 Milliarden Dollar frisches Kapital.
Elon Musk selbst befeuerte die Spekulationen, indem er entsprechende Artikel auf X positiv kommentierte – nun folgt der formale Schritt: CFO Bret Johnsen informierte Mitarbeiter per interner Mail über konkrete Vorbereitungen, inklusive einer neuen internen Aktienbewertung.
421 Dollar je Aktie: Wie sich die 800 Milliarden ergeben
In der internen Mitteilung wird ein Kurs von 421 US‑Dollar pro SpaceX‑Aktie genannt. Rechnet man diesen Preis auf die gesamte Aktienzahl hoch, ergibt sich eine Unternehmensbewertung von etwa 800 Milliarden US‑Dollar – rund doppelt so viel wie bei der letzten internen Bewertung Anfang des Jahres.
Parallel läuft eine groß angelegte Sekundärplatzierung: Bestehende Anteilseigner und Mitarbeiter können Anteile bis zu einem Volumen von rund 2,5–2,6 Milliarden Dollar an ausgewählte Investoren verkaufen, basierend auf genau diesem Kurs. Diese Transaktion dient als Referenz für die Marktwertdiskussion und bereitet die Kapitalstruktur auf ein späteres öffentliches Listing vor.
IPO-Zeitplan: 2026 im Visier, Spielraum nach oben
Offiziell spricht Johnsen in seinem Schreiben von einem „möglichen IPO im Jahr 2026“ und betont, dass Zeitpunkt und finale Bewertung stark von Marktumfeld und operativer Ausführung abhängen. Mehrere Medienberichte zeichnen inzwischen ein konsistentes Bild:
- Ein Reuters‑Insider nennt ein Ziel, im Rahmen eines IPO mehr als 25 Milliarden Dollar einzuwerben, bei einer Bewertung von über 1 Billion Dollar.
- Bloomberg und andere Quellen berichten von ambitionierten Plänen für ein Rekord‑IPO mit über 30 Milliarden Dollar Volumen und einer Zielbewertung um 1,5 Billionen Dollar.
Die jetzt kommunizierten 800 Milliarden sind damit eher eine aktuelle interne „Marke“ als das obere Ende der Skala – Analysten halten es für durchaus möglich, dass die Bewertung im eigentlichen IPO deutlich darüber liegt, wenn Markt und Story mitspielen.
Wofür das Geld gedacht ist: Starship, Weltraum-Rechenzentren, Mondbasis, Mars
Johnsen legt in der Mail klar dar, wofür SpaceX zusätzliche Milliarden braucht:
- Starship-Hochlauf: Deutlich höhere Startfrequenz, Ausbau der Startinfrastruktur und Serienproduktion, um Frachtraten massiv zu senken.
- Rechenzentren im All: Aufbau von KI‑fähigen Data‑Centern im Erdorbit, inklusive Beschaffung der nötigen Chips und Kommunikationsinfrastruktur.
- Moonbase Alpha: Entwicklung einer ersten permanenten Infrastruktur am Mond als Vorstufe zu weitergehenden Missionen.
- Mars-Missionen: Finanzierung unbemannter und später bemannter Flüge zum Mars, inklusive Fracht‑ und Logistikarchitektur.
Damit wird klar, dass SpaceX das IPO nicht nur als Exit‑Ereignis sieht, sondern als Hebel, um eine extrem kapitalintensive Expansionsphase zu stemmen.
Vom „Mars-Erst“-Dogma zum pragmatischen IPO
Interessant ist der Strategiewechsel: Über Jahre hatte Musk betont, ein SpaceX‑IPO komme erst infrage, wenn regelmäßige Marsflüge Realität seien, um kurzfristigen Börsenerwartungen zu entgehen. Die Kombination aus:
- profitablerem Geschäftsmodell (Starlink, Starship‑Dienstleistungen),
- massivem Kapitalbedarf für nächste Ausbaustufen,
- und enormem Investoreninteresse
hat diese Position offenbar aufgeweicht.
Für Mitarbeiter bleibt das halbjährliche Sekundärprogramm bestehen, über das sie Anteile verkaufen können – dennoch würde ein echtes IPO erstmals öffentliche Liquidität, Index‑Aufnahmen und eine neue Bewertungslogik ins Spiel bringen.
Ein IPO, das Geschichte schreiben könnte
Mit einer potenziellen Zielbewertung zwischen 1 und 1,5 Billionen Dollar und einem Emissionsvolumen von über 25–30 Milliarden Dollar hätte ein SpaceX‑IPO das Zeug, Saudi Aramcos Rekordbörsengang von 2019 zu übertreffen. Marktstrategen erwarten gewaltiges Interesse von Privatanlegern und Institutionen – einige halten es sogar für möglich, dass die Bewertung nach dem Debüt kurzfristig in Richtung 2 Billionen Dollar laufen könnte, falls das Sentiment euphorisch bleibt.
Fest steht: Selbst die „vorsichtige“ interne Bewertung von 800 Milliarden Dollar würde SpaceX schon heute in eine Liga mit den wertvollsten börsennotierten Tech‑Konzernen der Welt katapultieren – noch bevor die ganz großen Projekte wie Moonbase Alpha oder bemannte Marsflüge überhaupt gestartet sind.
Am stärksten profitierst du von einem IPO, wenn du realistisch einschätzt, ob du überhaupt an Erstzuteilungen kommst – und dich nicht scheuen musst, im Sekundärmarkt zuzugreifen, wenn der Preis passt.
Wege, früh an IPO-Aktien zu kommen
- Über dein Wertpapierdepot / Broker:
Viele große Broker (Interactive Brokers, Trade Republic, eToro, lokale Bankbroker etc.) haben gelegentlich Zugang zu IPOs und lassen Privatkunden Zeichnungsaufträge abgeben. Voraussetzung sind ein Wertpapierdepot, ausreichende Liquidität und oft die Bestätigung, dass du die Risiken verstehst. - „Indication of Interest“ (IOI) abgeben:
Bei Brokern mit IPO-Zugang musst du vor dem Pricing dein Interesse und Stückzahl angeben. Später erhältst du eine Zuteilung (oft nur Teilmenge) oder gehst leer aus, wenn das IPO stark überzeichnet ist. - Pre-IPO / Sekundärmarkt für Private Shares:
Über spezialisierte Plattformen (z. B. Forge, EquityZen, regionale Pre‑IPO‑Marktplätze) oder Fonds kannst du manchmal schon vorher Anteile von Mitarbeitern/Frühinvestoren kaufen – oft mit Mindesttickets und Sperrfristen, also eher für größere Tickets geeignet.
Wenn du keine Zuteilung bekommst
- Direkt am Listing-Tag im Sekundärmarkt kaufen:
Du kannst die Aktie wie jede andere im Orderbuch handeln, sobald sie gelistet ist. Vorteil: Du siehst realen Marktpreis und Orderflow; Nachteil: Hype‑IPOs starten oft mit starkem Aufschlag und hoher Volatilität. - Abwarten statt FOMO:
Statistiken zeigen, dass viele IPOs nach dem ersten Hype Wochen/Monate später deutlich günstiger werden (Lock-up-Ablauf, Gewinnmitnahmen, realistischer Blick auf Zahlen). Ein strukturierter Einstieg mit Teilkäufen (z. B. in 2–4 Tranchen) reduziert das Timing-Risiko.
Praktische Schritte für dich
- Broker checken: Hat dein aktueller Broker überhaupt IPO‑Zugang? Wenn nein, zusätzliches Depot bei einem Anbieter mit IPO‑Pipeline eröffnen.
- Kontogröße & Profil: Viele IPO‑Kontingente werden nach Depotgröße, Aktivität oder Pro‑Status verteilt – je „attraktiver“ du als Kunde, desto eher gibt es Zuteilung.
- Früh informieren: Bei spannenden IPOs Watchlist anlegen, Prospekt lesen, Bewertungsrange verstehen; sobald das Angebotsfenster aufgeht, IOI abgeben.
- Plan B definieren: Vorher festlegen: „Bis zu welchem Kurs kaufe ich auch im Sekundärmarkt?“ und „Wann steige ich aus, wenn der Trade gegen mich läuft?“.
Risiken, die du einkalkulieren solltest
- Überzeichnung und Mini-Zuteilung: Bei Hype‑IPOs ist die Retail‑Quote oft eine Art Lotterie; du bekommst ggf. nur wenige Stücke oder nichts.
- Überbewertung & Volatilität: Viele IPOs sind teuer gepreist; 2025 lagen die durchschnittlichen Listing‑Gains laut aktuellen Analysen nur noch im einstelligen Prozentbereich, teils mit deutlichen Rücksetzern danach.
- Lock-up-Expiry: Wenn Insider-Sperrfristen enden, kann ein Überangebot an Aktien den Kurs drücken, selbst wenn das Business gut läuft.
Für ein mögliches SpaceX‑IPO brauchst du im Grunde zwei Pläne: Zugang (woher bekommst du die Aktien?) und Umsetzung (wie groß, wann ein- und aussteigen). Für dich als aktiven, EU‑basierten Tech‑Investor bietet sich ein strukturiertes Vorgehen an.
1. Realistischer Zugang zu SpaceX-Aktien
a) Primärmarkt (klassische IPO-Zuteilung)
- Konto bei einem großen Broker, der bei US‑IPOs mitzeichnet (Interactive Brokers, Saxo, größere Hausbanken etc.).
- Vor dem IPO:
- Wichtig: Bei Mega‑IPOs wie SpaceX ist die Retail‑Quote oft winzig und überzeichnet; rechne mit wenig oder keiner Zuteilung und sieh das eher als Bonus.
b) Pre‑IPO / Sekundärmarkt vor dem Listing
Wenn du früh und mit größerem Ticket rein willst:
- Pre‑IPO‑Plattformen (Forge, EquityZen, lokale Alternativen wie Mind‑Money etc.) vermitteln Anteile von Mitarbeitern/Frühinvestoren.
- Üblich:
- Mindestticket (oft 10.000–25.000 $),
- illiquide bis zum IPO + anschließende Lock‑up‑Frist (6–12 Monate),
- Unternehmensrisiko + Plattformrisiko.
- Vorteil: Du bist wirklich „vorne dabei“. Nachteil: Kapital lange gebunden, kein Exit, wenn Story kippt.
c) Sekundärmarkt am Listing-Tag
Für die meisten Privatanleger ist das der realistische Hauptweg:
- Am IPO‑Tag normal über die Börse kaufen, sobald der Handel freigegeben ist.
- Du siehst:
- Eröffnungskurs,
- Orderbuch / Spreads,
- erstes Volumen,
und kannst deine Limits danach ausrichten.
- Typische Taktik: Nicht in der ersten Minute „Market“ alles reinhauen, sondern mit Limit arbeiten und ggf. in 2–3 Tranchen über den Tag/mehrere Tage verteilen.
2. Konkretes Setup für ein SpaceX‑IPO
Nehmen wir an, du willst einen ernsthaften, aber nicht übertrieben riskanten Exposure aufbauen (Annahmen, kannst du anpassen):
- Gesamtportfolio = 100%
- Max. SpaceX‑Zielgewicht mittel-/langfristig: 5–10%
a) Positionsgröße & Risikobudget
- Erstinvest (IPO‑Phase):
- 2–3% deines Gesamtportfolios als Startposition.
- Nachkauf‑Puffer:
- Weitere 2–5% für spätere Tranchen (Pullbacks nach dem IPO, Lock‑up‑Ablauf etc.).
- Pro Trade max. 1–2% vom Portfolio riskieren (Differenz zwischen Einstandskurs und Stop‑Loss).
b) Einstiegslogik
- Falls du Zuteilung bekommst:
- Zuteilung behalten, aber nicht sofort aufstocken.
- Erst Chart/Orderflow der ersten Handelstage beobachten.
- Kein Zuteilung – Einstieg im Sekundärmarkt:
- Vorher eine Bewertungsrange definieren: z. B. „Ich zahle max. X‑fach Umsatz / EBITDA“ oder „max. 20–30% über Emissionspreis“.
- Erste Tranche mit Limit nahe dem Eröffnungskurs oder nach dem ersten Rücksetzer (z. B. –10/–15% vom Intraday‑Hoch).
- Zweite/ dritte Tranche bei tieferen, strukturellen Pullbacks (z. B. nach 3–6 Monaten, Lock‑up‑Expiry, allgemeiner Tech‑Korrektur).
c) Exit- und Absicherungsregeln
- Kurzfristig (1–6 Monate):
- Technischer Stop (z. B. 20–25% unter Einstand oder unter erstem klaren Support).
- Wenn die Aktie nach dem IPO direkt 50–100% „explodiert“, Teilgewinne realisieren (z. B. 30–50% der Position verkaufen) und Rest laufen lassen.
- Langfristig (3–10 Jahre SpaceX‑Story):
- Solange Starlink/Starship/Mars‑Narrativ + Zahlen halbwegs passen, Kernposition halten.
- Neu bewerten, wenn: massiver strategischer Bruch, regulatorische Keule, strukturelles Problem im Geschäftsmodell.
3. Spezielle SpaceX‑Themen, die du beobachten solltest
- Struktur des IPOs: Klassisches IPO vs. Direct Listing; Anteil, der wirklich neu an den Markt kommt.
- Lock‑up‑Fristen: Wann dürfen Mitarbeiter und frühe Investoren verkaufen? Der Tag wird fast sicher volatil.
- Bewertung vs. Peers:
- Mögliche Vorteile für Tesla‑Aktionäre: Musk hat laut Medienberichten geäußert, dass Tesla‑Shareholder evtl. bevorzugten Zugang bekommen könnten – lohnt sich im Auge zu behalten, falls du ohnehin Tesla hältst.
4. Konkrete To‑dos für dich jetzt
- Broker‑Setup checken:
- Welcher deiner Broker hat erfahrungsgemäß Zugang zu US‑IPOs?
- Falls keiner: jetzt ein Depot bei einem geeigneten Anbieter eröffnen.
- Pre‑IPO prüfen (optional, nur bei Lust auf illiquiden Tech‑Bet):
- Seriöse Plattformen identifizieren, Mindestticket & Konditionen ansehen.
- Watchlist & Research:
- Detaillierte SpaceX‑Finanzdaten, Segment‑Breakdown (Starlink vs. Launch vs. „New Projects“) sammeln.
- Vorab grobe „faire Bewertungsrange“ für dich definieren.